Schulleiter ohne Selbstbewusstsein – Gute Schulen ohne Vorkämpfer

Share

AUSSENANSICHT (Von Norbert Bangert, für schlossjournal.de) Es war ein Zitat des aktuellen Schulleiters Gerd Püschel von der Hauptschule, ein wenig versteckt mitten im Artikel, das mich stutzig machte. So heißt es in der Bergischen Morgenpost vom 3. März 2015 im Artikel „Montanusschule ist erst einmal gesichert“: „Gerd Püschel zeigte sich derweil überrascht, ‚dass sich so viele für uns entschieden haben‘“. Nanu, das heißt also der Chef der Schule selber hat nicht an den eigenen Erfolg geglaubt?

Was war passiert? Wie überall in NRW mussten sich die Eltern von Viertklässlern in diesen Tagen auch in der Schloss-Stadt entscheiden, auf welche weiterführende Schule ihr Kind wohl gehen sollte. Sofern es nicht aufs Gymnasium gehen soll, standen zwei Schulen zur Auswahl: Die Realschule und die Hauptschule. Dem vorher ging die Diskussion und der Versuch der Einführung einer Sekundarschule. Diese kam jedoch nicht zustande, da sich nicht genügend Eltern fanden, die ihre Kinder dort anmelden wollten. Das Ergebnis: 57 Schüler meldeten sich in der Realschule an, 8 mehr als vor einem Jahr. In der Hauptschule meldeten sich 18 bis 20 Schüler an, eine Stärke, die gerade für eine Eingangsklasse reicht, 18 müssen es sein. Wenn Püschel nun sagt, er sei überrascht, dass sich so viele für die Hauptschule entschieden haben, spricht das Bände.

Wenn man die ganzen Ereignisse Revue passieren lässt, dann muss man zu dem Urteil kommen, dass sich beide Schulleiter nicht gerade mit Ruhm bekleckert haben. Statt die eigene Schule nach außen offensiv zu vertreten und für ihren Erhalt und die Zukunft zu kämpfen, haben sich Gerd Püschel und Christiane Klur eilig zu einem Marketingteam zusammengetan, als die Politik die Sekundarschule favorisierte. Beide rührten von da an kräftig öffentlich die Werbetrommel, gemeinsam wollte man in die Zukunft gehen. Fast keine Woche verging ohne eine neue Presseankündigung. Die eigenen Schulen zählten anscheinend nicht mehr. Da war eine Realschule mit bestem Ruf, nicht zuletzt Dank der unermüdlichen Arbeit des ehemaligen Rektors Dieter Schruff und des Fördervereins. Da war eine Hauptschule, die trotz aller Widrigkeiten in der schulpolitischen Großwetterlage weiterarbeitete. Die jeweiligen Abschlussjahrgänge zeugten von der hervorragenden Arbeit, ich erinnere zum Beispiel an den ehemaligen Schüler und heute in Hamburg lebenden Joscha Matthias Heinrich, den ich auch in anderen Zusammenhängen mehrmals interviewen durfte, und der selbst in jungen Jahren von Politik und Presse in seinem ehrenamtlichen verantwortlichen Wirken absolut ernst genommen wurde. Ich erinnere an fantastische Projektwochen und die überragende Arbeit von Petra Venos als Vertrauenslehrerin. Nein, das alles zählte nicht mehr, alles Schnee von gestern.

Nun stehen die beiden Schulleiter vor einem Scherbenhaufen, welchen natürlich nicht nur die Schulleiter alleine angerichtet haben. Aber sie haben kräftig Porzellan mit zerdeppert, ob freiwillig oder nicht, sei mal dahingestellt. In dem Glauben, alles was neu ist, sei auch besser, sind sie der schulpolitischen Frühgeburt Sekundarschule hinterhergelaufen, bis die Eltern in der entscheidenden Abstimmung „Nein zur Sekundarschule“ gesagt haben. Man solle jetzt nicht glauben, dass aktuelle Besinnen auf die eigenen Schulen sei freiwillig erfolgt, es ist aus der Not heraus geboren. Aber Not macht bekanntlich auch erfinderisch.

Von außen betrachtet hat sich die Lage eigentlich nicht verändert: Hückeswagen hatte nie ein Gymnasium wie Wipperfürth und hat es auch heute nicht. Es existieren zwei Schulen, die durch das schulpolitische Hin und Her auch noch einen Sanierungsstau haben. Und ausgerechnet die Schule, die saniert ist, ich meine die Erich Kaestner Schule, ist durch die Inklusionspolitik des Landes gefährdet. Der Politik kann man nur zurufen, endlich mit den Experimenten aufzuhören und sie auffordern Rahmenbedingungen zu schaffen, in den sich Real- und Hauptschule mit neuen Ideen entwickeln können.

Schreibe einen Kommentar

Share
Share