Stadtbibliothek ins Haus Zach verlegen – Oder warum das eine gute Idee ist!

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AUSSENANSICHT (Von Norbert Bangert, für schlossjournal.de).Die Krimi-Nacht, veranstaltet vom Förderverein der Stadtbibliothek, ist eine tolle Veranstaltung. Bürger der Stadt lesen dort aus ihren Lieblingskrimis und jedes Mal haben Teilnehmer und Zuhörer viel Spaß. Ich selbst habe einmal die Ehre gehabt, dort meinen Lieblingskrimi vorstellen zu dürfen. Wenn dort nicht diese drangvolle Enge herrschen würde. Besucher und Gastgeber stehen sich bei der Veranstaltung zwischen Stuhlreihen und Regalen auf den Füßen. Wie schön wäre es, wenn diese Veranstaltung, die einen guten Ruf auch außerhalb der Stadt besitzt, beispielsweise im Haus Zach stattfinden könnte. Haus Zach…Moment mal…da war doch mal was?

Am 3. Februar 2015 berichtete die Bergische Morgenpost unter dem Titel „FaB: Stadtbücherei soll ins Kultur-Haus Zach ziehen“ über den Vorschlag einer Gruppierung, die so recht offenbar keiner mag, zumindest nicht bei den etablierten Parteien. In der Tat erscheinen manche Vorstöße der FaB ein wenig vorschnell. Man ist geneigt zu sagen: Hätte der Verfasser der Pressemitteilung mit einem Abstand von einem Tag lieber nochmal drüber gelesen und sie dann erst abgeschickt. Bei aller Kritik an dieser Vereinigung: Ich finde diesen Vorschlag, die Stadtbibliothek könne ins Haus Zach ziehen, eine tiefergehende Betrachtung wert. Die Bergische Morgenpost hat in ihrem Artikel schon einige Gründe dargestellt, diese lauten teilweise wörtlich, teilweise sinngemäß:

  • Das Personal der Stadtbibliothek könnte bei Ausstellungen als Aufsichtspersonal dienen, so dass Besuchern ein größeres Zeitfenster für eine Stippvisite zur Verfügung steht.
  • Durchgängige Nutzung der Räume im Kultur Haus Zach, was aktuell offenbar nicht der Fall ist.
  • Konzentration der Hückeswagener Kultur unter einem Dach.
  • Mehr Raum für Aktivitäten der Stadtbücherei wie zum Beispiel Lesungen oder Vernissagen und Synergien bei der Nutzung des Inventares. Stichwort: Krimi-Nacht.
  • Möglichkeit zur Reduzierung des städtischen Immobilienbestandes; das bestehende Gebäude an der Friedrichstraße könnte verkauft werden.
  • Zusätzliche Belebung der Stadt im Bereich des Oberen Islands.

 

Allerdings müssten zuvor ein paar Bedingen erfüllt werden. Zunächst einmal muss zweifelsohne der Medienbestand reduziert werden, denn in der oberen Etage ist definitiv weniger Platz. Hier ist nun eine fachmännische Auskunft der Experten aus den Stadtbibliothek oder dem Förderverein gefragt. Kann der Bestand tatsächlich ausgedünnt werden, ohne dass Qualität und Sinn einer Bibliothek darunter leiden? Als Historiker und Journalist bin ich da grenzenlos subjektiv. Entscheidend ist vielmehr die Antwort auf die Frage: Wer leiht welche Medien wie oft aus? Möglichweise lassen sich aus einer solchen Analyse die richtigen Schlussfolgerungen ziehen und eine Reduzierung möglich erscheinen.

Dann wär da der zu erfolgende Einbau eines Treppenlifts bzw. Aufzugs. Ich erinnere mich daran, mit welcher Vehemenz diese Frage in der Öffentlichkeit diskutiert wurde. Allerdings hätte die Verlegung der Stadtbibliothek dorthin den Einbau eines Aufzuges zwingend zur Folge. Ein öffentliches Gebäude ohne eine solche Einrichtung ist für mich und sicherlich auch für die Verantwortlichen nicht vorstellbar.

Die wichtigste Frage für mich ist aber: Kann die Stadt dort aus rechtlichen Gründen überhaupt ein Bibliothek einrichten, ohne gravierende finanzielle Nachteile zu befürchten? Letztendlich wurde der Umbau des Haus Zach mit erheblichen Summen öffentlich gefördert. Die Frage ist zu prüfen, ob der Zweck der Förderung und die Einrichtung der Bibliothek in Einklang zu bringen sind.

Ich finde jedenfalls, man sollte diesen Vorschlag nicht unter den Tisch fallenlassen, nur weil er aus der vermeintlich „falschen“ politischen Ecke kommt. Die FaB ist im Gegenzug aber dazu aufgerufen, in dieser Angelegenheit in einen konstruktiven Dialog mitzuwirken und auf unnötiges Reizen des politischen Mitbewerbers zu verzichten, auch wenn dies manchmal zwecks Erzeugung von Aufmerksamkeit ein stilistisches Mittel der Politik sein mag.

Update 13:53 Uhr: In einem Leserkommentar bei Facebook wurde die Frage nach der Statik aufgeworfen. Durchaus zurecht, denn so eine „Ladung Regale“ voll mit Büchern kann schon etwas wiegen. Auch diese Frage müssten die Experten zuvor beantworten.

1 Gedanke zu „Stadtbibliothek ins Haus Zach verlegen – Oder warum das eine gute Idee ist!“

  1. Innenansicht| Das Gute an dieser Idee gilt es erst einmal zu suchen. Ich bin mir gar nicht sicher, dass es überhaupt umsetzbar ist. Aber fangen wir erst einmal von vorn an:

    im Dritten Reich ein Parteihaus, später Arbeitsamt, Jugendzentrum, Arbeiterwohlfahrt und seit Ende der 1980er schliesslich die Stadtbücherei.
    Zunächst zusammen mit der Musikschule, dann komplett.
    Da wurde das Haus wegen Befall mit Hausschwamm komplett saniert. Das hat erst einmal viel Geld gekostet. Mitte 2013 wurde der gesamte Parkettboden geschliffen und neu versiegelt. Das war unbedingt notwendig und für die weitere Nutzung wichtig. Dafür mussten rund 20.000€ investiert werden.
    Das Gebäude ist nun ein Schmuckstück, in dem sich die Mitarbeiter der Bücherei sowie auch die Besucher gerne aufhalten.
    Die Auswahl ist gut und umfasst ca. 20.000 Medien wie Bücher, Spiele, CD´s und DVD´s. Und ein Internetzugang steht den Besuchern ebenfalls zur Verfügung.
    Die Ausstattung mit einem Aufzug macht es barrierefrei, eine Bushaltestelle ist direkt vor dem Haus.
    Das Gebäude steht somit optisch wie funktional sehr gut da.

    Das Kultur-Haus Zach ist ebenfalls komplett renoviert, wird für viele unterschiedliche Veranstaltungen genutzt und ist gut frequentiert.
    Außerdem ist dort die Musikschule untergebracht.
    Die Räumlichkeiten sind gut genutzt.
    Die Unterbringung der Stadtbibliothek in der 1. Etage kann ich mir daher nicht vorstellen. Vom Platzangebot sowie der bereits angesprochenen Statik sehe ich da erst einmal keine Möglichkeit der Umsetzung.
    Ausserdem ist kein Aufzug vorhanden. Dieser müsste erst eingebaut werden, was unnötig Geld kosten würde. Ob das überhaupt umsetztbar ist kann ich an dieser Stelle nicht beantworten.
    Einer Bibliothek den Bestand radikal zu verringern, nur um sie in kleinere Räume zu bekommen, führt deren Zweck ad absurdum. Das kann auch nicht mit einem Medienwandel begründet werden. Bücher als Textdatei oder Hörbücher sind sicher eine interessante Alternative zum gedruckten Buch. Aber eben nur eine Alternative!
    Batterie leer – Lesen beendet…
    Es macht schon einen großen Unterschied, ob man sich im Sommer mit einem gedruckten Buch oder einem Bookreader in den Garten setzt.
    Ein weiterer Aspekt ist die soziale Aufgabe einer Bibliothek.
    Meine Empfehlung: hingehen und staunen.
    Da sitzen oft etliche Kinder in gemütlichen Ecken und – lesen, diskutieren über verschiedene Bücher oder Spiele. Sie tun genau das, wofür eine solche Einrichtung steht, sie kommunizieren miteinander.
    Auch für diese Lesebereiche braucht man Platz, nicht nur für die Medien.

    Die Online-Ausleihe ist auch eine feine Sache für Menschen, die wegen körperlicher oder zeitlicher Einschränkungen die Öffnungszeiten nicht nutzen können. Ein Zusatznutzen eben, aber keine Weg, der solo gegangen werden kann.

    Mein Fazit: das Haus Zach ist leider keine Alternative.

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