Remscheid von der Bahn abgehängt – Soll Hückeswagen sich nach Marienheide orientieren?

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AUSSENANSICHT – Von Norbert Bangert für schlossjournal.de. Es ist ein paar Wochen her, da stellte die Deutsche Bahn ihre Weichen für die Zukunft. Am 18. März 2015 veröffentlichte der Konzern das Zukunftskonzept für den Fernverkehr bis 2030. Der Clou: Fast jede Großstadt, also Städte mit über 100.000 Einwohnern, soll an das Netz angeschlossen werden. Es gibt nur 8 Städte, die nicht in den Genuss kommen, eine davon ist Remscheid. Am 25. März 2015 titelte die Bergische Morgenpost Remscheid: „Um Remscheid machen ICs weiter einen großen Bogen.“ Bis 2030 wird sich daran nichts ändern. Na und, werden jetzt einige fragen: Wo ist denn der Unterschied zu heute? Es gibt keinen Unterschied, das stimmt und genau das ist das Problem. Hückeswagen, für das Lennep einst „das Tor zur Welt des Fernverkehrs“ war, bietet den Schlossstädtern noch nicht einmal eine Anbindung an das Oberzentrum Köln, allenfalls Wuppertal und Solingen sind von dort erreichbar. Warum, so frage ich nun, soll eine Familie in eine Stadt ziehen, die verkehrstechnisch so weit vom Schuss ist? Da ist Marienheide wesentlich attraktiver, denn von dort kann man ohne Umsteigen direkt am Köln Hbf. aussteigen und ab 2017 wird auch der wichtige Verkehrsknotenpunkt Hagen angebunden sein. Hinzu kommt, dass die Prognosen für Remscheid bezüglich der Einwohnerentwicklung äußerst negativ ausfallen. Die Stadt verliert zunehmend ihre Menschen und bald wird man unter die 100000-Einwohner-Grenze gefallen sein. Keine ICs sowie keine Universität, die junge Leute in die Stadt bringt und dazu ein kollektives Versagen von Politik und Verwaltung. Was für eine Perspektive! Der Tag ist nicht mehr fern, an dem die Stadt in die Bedeutungslosigkeit einer bergischen Kleinstadt zurückfällt, wenn es nicht schon der Fall ist. Für Hückeswagen ist das ebenfalls ein Grund zur Sorge: Die Binnenwanderung der Bevölkerung wird dafür sorgen, dass die Region bald ein weißer Fleck auf der Landkarte ist, so wie es in Teilen des Sauerlandes gerade passiert.

Mein Eindruck ist, dass die Kommunalpolitiker davor die Augen verschließen bzw. fatalistisch die weitere Entwicklung abwarten. Wenn Hückeswagen als Stadt überleben will, muss es zusehen, dass die Anbindung an das Oberzentrum verbessert wird. Es hat keinen Zweck, sich verkehrstechnisch weiter an Remscheid zu binden, dort ist der Zug im wahren Sinne des Wortes abgefahren. Eine Chance könnte in der Orientierung an das Köln nahe Lindlar und an Bahnhof Marienheide bestehen. Wenn man es schafft, die Verbindungen dorthin zu verbessert, rückt man so wieder etwas näher an das Oberzentrum Köln heran. Vielleicht ist das eine Handlungsoption, die die Verkehrspolitiker mal ins Auge fassen sollten.

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