Umweltdrama an der Neyetalsperre – vermeidbarer Unfall oder Sabotage?

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Die in der Nacht zum 18.3.2015 in den Neyebach und im weiteren Verlauf dann in die Neyetalsperre geflossene Gülle hat ein bis dahin intaktes Gewässer wohl vorerst zerstört. Wie die verschiedenen Medien berichten wurde der Ablaß eines Gülletanks in der Nacht geöffnet, was der Landwirt erst morgens bemerkte und die Behörden verständigte. Da war es bereits zu spät. Ca. 1700 m³ Gülle waren bereits ausgelaufen und hatten sich bis in die Talsperre ergossen. Nach der bisher veröffentlichten Beschreibung zum Hergang darf man durchaus auf Sabotage schließen. Die Kriminalpolizeit wird sicher auch in diese Richtung ermitteln.
Drei Fragen gilt es auf jeden Fall zu beantworten:
1. Wäre diese Katastrophe durch geeignete Schutzmaßnahmen vermeidbar gewesen?
2. Wer kommt für den finanziellen Schaden auf?
3. Wer ist der Verursacher – fahrlässig oder vorsätzlich?

Der Schaden an der Natur ist mit Geld nicht zu bezahlen. Die Anzahl der bereits verendeten Tiere spricht eine deutliche Sprache. Da gilt es, möglichst schnell geeignete Maßnahmen zur Schadenbegrenzung zu entwickeln. Der Wupperverband arbeitet fieberhaft an einer Lösung.
Da sich die Gülle mit dem Wasser vermischt ist ein Abschöpfen, wie z. B. bei Öl, nicht möglich. Ebenso unmöglich ist das Ablassen dieser Wassermenge. Dieses würde die Verseuchung nur ausweiten, was man ja unbedingt verhindern will und muß. Abpumpen ist in Anbetracht der Wassermenge wohl ebenso illusorisch. Die Reinigung des Neyebachs wird sicher umgesetzt, aber das riesige Problem bleibt die Talsperre. Zum Glück wird sie seit Jahren nicht für die Trinkwasserversorgung genutzt sondern dient als reine Reserve. Die wohl einzigen Wasserentnahmen fanden bisher in unaufbereiteter Form als Tränkewasser für die Landwirtschaft  statt. Das dürfte vorerst wohl nicht mehr gefahrlos möglich sein.
Generell sollte unbedingt einmal geklärt werden, ob diese enormen Mengen an Gülle überhaupt auf die Felder ausgebracht werden müssen oder ob nicht besser eine generelle Verringerung der anfallenden Menge und eine Verwertung eines Großteils zur Energiegewinnung genutzt werden können.

2 Gedanken zu „Umweltdrama an der Neyetalsperre – vermeidbarer Unfall oder Sabotage?“

  1. Nach diesem Vorgang habe ich mich noch etwas anderes gefragt: Wenn die Gülle nach der unkontrollierten Ausbringung in die Natur solche Auswirkungen hat, kann es dann überhaupt gesund sein, sie „nur“ in kleinen Mengen in der jetzigen Form aufzubringen? Beim Wikipedia-Artikel (http://de.wikipedia.org/wiki/G%C3%BClle) fehlt dazu jegliches kritische Wort, z.B. was die Folgen der Überdüngung sind. Ich darf mal aus einer anderen Quelle zitieren:
    „Nitrate gelangen ins Grundwasser und werden so wieder vom Menschen aufgenommen. Der menschliche Körper wandelt dieses Nitrat in Nitrit um. Im erhöhten Maß schädigt Nitrit den menschlichen Körper. Nitrit bildet nachweislich krebserregende Nitrosamine. Überdüngung hat jedoch nicht nur negative Folgen für den Menschen. Denn durch die Überdüngung gelangen Ammoniakgase in die Atmosphäre, dieses Umweltgift führt zu Saurem Regen, der die Pflanzen, Wälder und Felder schädigt. Saurer Regen greift die Substanz von Gebäuden und Fahrzeugen an. Eine Überdüngung schädigt, sowohl Menschen, Tiere und Umwelt.“ (Quelle: http://eutrophierung.net/was-ist-ueberduengung/)

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    • Überdüngung – ein leidiges Thema. Extrem wichtig und ebenso extrem totgeschwiegen.
      Letztendlich ist die ganze Thematik das Resultat der exzessiven Massentierhaltung. Blicken wir einmal zurück auf die Zeiten, als noch viele Bauernhöfe mit einem überschaubaren Tierbestand existierten. Da fiel auch Gülle an, aber in einem weitaus geringeren Maße. Die Tiere wurden nicht permanent im Stall gehalten, sie waren überwiegend auf der Weide. Diese Höfe gibt es aber kaum noch. Die Tiere stehen vielfach permanent in ihrer Box. Somit müssen alle Fäkalien zwangsläufig gesammelt werden. Das geht ja nicht endlos, irgendwo muß die Gülle ja hin. Rein logisch bringt man sie dorthin, wo das Tier sie auch gelassen hätte – auf die Weide. Nur müßte man sie dann täglich ausbringen und nicht über längere Zeit sammeln. Dazu kommt noch, daß so mancher Betrieb zwar viele Tiere in seinen Stallungen hält, ausreichend große Weideflächen aber nicht besitzt bzw. anderweitig nutz. Die ganze Diskussion zum Thema Gülle darf nicht dazu führen, auch die letzten Kleinbauern zu ruinieren. Das kritische Augenmerk muß auf die Extremproduzenten gerichtet werden, die an einem einzigen Standort mehr Gülle produzieren als ganze Landstriche zusammen. Auch die muß irgendwo hin…

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